3 Dinge, die autonome Autos nicht brauchen

Neues Design – diese 3 Dinge brauchen völlig autonome Fahrzeuge nicht

Ein autonomes Fahrzeug hat erst dann seine Aufgaben völlig erfüllt, wenn es tatsächlich vollständig selbstständig fahren kann und „seine Menschen“ nichts weiter unternehmen müssen, als das gewünschte Ziel einzugeben. Geht man so an die Aufgabe heran, bedeutet das, dass das Design eines klassischen Autos eigentlich nicht mehr viel damit zu tun hat, was ein autonomes Auto ausmachen muss. Google zieht dieses neue Konzept scheinbar vollständig durch und entwirft das Modell für ein autonomes Auto völlig neu – ohne Dinge, die für einen menschlichen Fahrer essentiell sind, für den Autopiloten aber absolut irrelevant. So kommt es, dass beim Google Car auf 3 Dinge verzichtet wurden, die zumindest auf den ersten Blick für etwas Überraschung sorgen:


1. Das Lenkrad


2. Die Pedale


3. Die Scheibenwischer


Was sagt Ihr dazu? Lenkrad und Pedale fehlen – so kann der Passagier (einen Fahrer gibt es schließlich nicht mehr) nicht mehr in das Geschehen eingreifen, sondern muss sich vollständig auf den Autopiloten verlassen. Das ist schon irgendwo schwer vorstellbar, aber nach einer gewissen Zeit kann man sich vielleicht einfach als Beifahrer fühlen und sich darauf verlassen, dass “der Andere” sicher fährt. Dass allerdings sogar die Scheibenwischer weggelassen wurde, trägt wohl eher nicht zum Wohlfühlfaktor bei – denn so muss man sich tatsächlich blind auf den Autopiloten verlassen, sollte es einmal stark regnen. Oder man kann seinen Blick bei längeren und einsamen Fahrten nicht aus dem Fenster schweifen lassen oder die Scheibe unkompliziert reinigen – denn nur weil hier ein Autopilot am Start ist, heißt das ja keinesfalls, dass sich die Tauben zurückhalten werden…

Andererseits: Will man wirklich konsequent mit der Tatsache umgehen, dass der Mensch sowieso nicht eingreifen kann – wieso versucht man sich nicht an einem bequemeren und vor allem kommunikativeren Design? Man müsste das Konzept “Auto” beinahe komplett vergessen und auf einem weißen Blatt mit einem neuen Entwurf beginnen. Dabei könnte zum Beispiel etwas in der Art wie der Mercedes F015 herauskommen, dessen Entwurf Daimler auf der CES 2015 vorgestellt hat: Die Frontsitze können umgedreht werden, sodass man zu Viert in gemütlicher Runde sitzen kann. Seitenfenster wären ausreichend (an dem Geschehen vor einem auf der Straße kann man sowieso nichts ändern) und man könnte eine Limousine haben – nur einfach ohne menschlichen Fahrer… Wenn schon, denn schon 😉

Sieht doch ziemlich luxuriös aus, das muss man zugeben. Im Video wird davon gesprochen, dass zwar vorab erst einmal „nur“ damit zu rechnen ist, dass das autonome Fahren auf Autobahnen möglich ist, noch nicht in den Städten, aber ebenso heißt es, dass bis 2030 große Teile dieses Konzeptes umsetzbar sind. Das sind nur noch 15 Jahre und wir dürfen gespannt darauf warten, wie das Fahren (oder besser Fahrerlebnis?) sich bis dahin tatsächlich gewandelt hat. Aber selbst bei diesem Luxusschlitten sind weiterhin Pedale und Lenkrad geplant, sodass der Mensch, wenn er denn möchte, die Maschine ablösen kann. Weil es nach so vielen Jahren “eben einfach dazu gehört.”

Die rechtliche Lage

Die Wiener Straßenverkehrskonvention von 1968, laut der der Führer eines Fahrzeuges immer die Kontrolle haben muss, wurde im vergangenen Jahr schon dahingehend überarbeitet, dass Fahrassistenten erlaubt sind. Allerdings ist darin immer noch gefordert, dass die jeweiligen Systeme bei potentieller Gefahr jederzeit manuell ausgeschaltet werden können müssen, sodass der Mensch das Steuer wieder übernehmen kann. Dass bedeutet gleichzeitig auch, dass die fahrerlose Limousine, die Daimler vorschwebt, beim bisherigen Stand der Dinge allein rechtlich nicht umsetzbar wäre – denn mindestens einer muss genauso aufmerksam sein, wie wenn er selbst am Steuer wäre, sonst ist ein rechtzeitiges Eingreifen auch nicht möglich. Die USA haben dieses Abkommen nicht unterzeichnet, weshalb es dort schon jetzt möglich ist, autonome Autos ohne Lenkräder und Pedale zu bauen – und diese auch auf den Straßen zu testen.

In Deutschland und anderen Ländern, die das Abkommen unterzeichnet haben, ist die rechtliche Lage allein schon für diese Testfahrten wesentlich komplizierter, auch wenn mittlerweile eine Teststrecke in Wuppertal geplant ist, auf der sowohl Autobahn- als auch Stadtstraßen liegen. (Quelle – wdr.de) Ohne Teststrecken hierzulande wäre es für die deutsche Automobilindustrie auch kaum möglich, mit den großen amerikanischen Konzernen Schritt zu halten.

Eine weitere Überlegung, die noch lange nicht ausgereift ist, ist die Frage des Versicherungsschutzes: Sollten irgendwann autonome Autos auf den Straßen unterwegs sein – wer ist dann im Falle eines Unfalls haftbar? Der Passagier? Wieso, wenn er doch sowieso nicht in das Geschehen eingreifen kann? Der Hersteller? Das wäre potentiell eine Schnellstraße in den Ruin. Dann vielleicht das Unternehmen, das die Kartensoftware liefert? Ihr seht: Auch hier gibt es noch einiges zu bedenken. Ganz besonders, weil selbst kleine Auffahrunfälle potentiell immer teurer werden, je mehr Elektronik in den Autos verbaut wird, die dabei ebenso kaputt gehen kann.

Nur einige Dinge, die noch geleistet werden müssen

Jeder, der schon einmal mit Navi gefahren ist, dürfte das Problem mit den Meterangaben kennen: „Biegen Sie in 130 Metern links ab.“ Ist das jetzt die nächste oder doch erst die übernächste Straße? Ein kurzer Blick auf die Karte und man kann in der Regel erkennen, welche der beiden Straßen gemeint ist. Solange keine Baustelle aus dem Nichts auftaucht, die einem einen Strich durch die Rechnung macht, sind die Probleme mit den Meterangaben sind also lösbar. Für einen Menschen am Steuer.

Autonome Autos brauchen allerdings Karten, die auf wenige Zentimeter genau sind, um sicher fahren zu können. Die ausgesprochen präzisen Messungen sind noch nicht einmal annähernd auf allen Straßen durchgeführt werden – bis dahin ist es (buchstäblich) noch ein langer Weg. Und selbst wenn die Millionen Kilometer, die noch vermessen werden müssen, irgendwann alle erschlossen sein sollten, stellt sich immer noch die Frage, wie gewährleistet werden kann, dass alle Baustellen – ob kurzfristig oder langfristig – immer tagesaktuell in den Karten vermerkt sind? Abgesehen vom organisatorischen Aufwand wäre es dann wahrscheinlich auch nicht mehr möglich, sein Auto „mal eben“ zu starten, da bei jedem Start ein Softwareupdate (zumindest einmal für die Karten) durchgeführt werden müsste. Das Starten eines Autos könnte sich damit vielleicht eher in ein „Hochfahren“ wandeln.

Spricht man über die Zukunft des Autos, so gibt es hier viele „vielleichts“, über die man einfach noch keine definiten Aussagen treffen kann, weil zu viel davon abhängt, wie schnell die Forschung in diesem Bereich weitere Fortschritte erzielt. Bei den Unsummen, die die Automobilindustrie allerdings investiert, dürfte sich wohl in der Tat noch einiges ereignen, was wir uns heute noch gar nicht vorstellen können. Man kann an dieser Stelle aber schon feststellen, dass auch in der Automobilindustrie immer mehr Programmierer und IT-ler gefragt sein werden – schließlich sind die Autos von morgen wohl eher die Computer von heute.

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