Neue Herausforderungen: Der nächste Karriereschritt nach den ersten Erfahrungen
Der Weg in eine IT-Laufbahn kann sowohl höchst unterschiedlich beginnen als sich auch ebenso fein verästelt fortsetzen. Kaum jemand wird hier zu Beginn seines Berufslebens auf eine so starre, vorgezeichnete Laufbahn gesetzt, wie es in vielen anderen Jobs der Fall ist. Doch ganz gleich, auf welche Weise ein junger Mensch in die IT gekommen ist, an einem Punkt sind sich alle gleich:
Wenn nach der Ausbildung die ersten Jahre geschafft wurden, ist es an der Zeit, sich über die nächsten Karriereschritte klar zu werden – abermals völlig gleich, wie genau es weitergehen soll.
Der nächste Schritt: Wann die richtige Zeit dafür gekommen ist
In der heutigen Zeit setzen trotz eklatantem Fachkräftemangel viele Unternehmen weiterhin, bei ansonsten gleicher Qualifikation, auf ein jüngeres Alter von Bewerbern. Da ist es verständlich, wenn junge IT-Talente befürchten, zu spät zu handeln und sich womöglich unwiderruflich um Chancen zu bringen.
Zu viel Eile ist allerdings trotzdem nicht angeraten. Denn worauf die allermeisten Unternehmen achten, ist eine aus ihrer Sicht gute Kombination aus relativ jungem Alter und Berufserfahrung.
Wer beispielsweise erst ein Jahr in seinem ersten Job nach der Ausbildung steckt, der würde wahrscheinlich verfrüht handeln, wenn er schon dann beginnt, sich mit den nächsten Stufen der Karriereleiter auseinanderzusetzen. Ganz grob raten die meisten Experten zu folgendem:
Wer in einer IT-Karriere möglichst weit nach oben gelangen möchte,
sollte sich zirka alle drei bis vier Jahre nach einer Aufstiegschance umsehen.
Das soll nicht bedeuten, diese ersten Jahre einfach stur vor sich hin zu arbeiten und nur „Dienst nach Vorschrift“ zu machen. Sehr wohl sollte es jedoch bedeuten, zunächst nur Optionen in der bisherigen Position auszuschöpfen. Die Vorteile davon:
- Man wirkt in seinem Lebenslauf nicht zu sprunghaft. Drei bis vier Jahre ist eine etablierte „Frequenz“, die sich positiv auf den Lebenslauf auswirkt. Deutlich kürzere Zeiträume hingegen werden als Job Hopping interpretiert – meist zuungunsten eines Bewerbers.
- Die Zeit ist genau richtig, um umfassende Expertise in der bisherigen Position zu erlangen, woraus wiederum die Kompetenz erwächst, sich seriös darüber klar zu werden, wohin die Reise gehen soll. Erneut kann ein rascherer Wechsel hier mitunter negativ wirken, weil die Entscheidung ohne genügend Erfahrung gefällt wird.
Zudem ist dieser Zeitraum nahezu perfekt, um sich über eine zentrale Frage Gedanken zu machen:
Ist der Aufstieg überhaupt gewünscht?
In der heutigen Arbeitskultur in der IT (sowie weit darüber hinaus) scheint es kaum eine Frage zu sein, ob es überhaupt eine Alternative zu ständigen Beförderungen gibt. Praktisch allerdings sollte jedes junge IT-Talent sich selbst mehrere Dinge fragen:
- Wie zufrieden bin ich aktuell in der jetzigen Position und dem Verantwortungsniveau?
- Mag ich diese Position genug, um darin noch viele weitere Jahre zu arbeiten?
- Könnten aktuelle und zukünftige Entwicklungen meine Position mehr oder weniger bedeutsam machen (Stichwort KI)?
- Wie sieht es mit dem Gehalt meiner Position aus: Wird es selbst dann noch genügen, wenn mein Privatleben sich weiterentwickelt?
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, für sich zu beschließen, die Karriereleiter genügend weit erklommen zu haben; nicht jeder ist schließlich zum Manager geboren. Allerdings sei bei allem Verständnis auf eines hingewiesen: Nach der Ausbildung befindet man sich lediglich auf dem Einstiegslevel seines IT-Berufs. So schön es hier vielleicht sein mag, so sehr könnte es sich im weiteren Verlauf von Berufs- und Privatleben als schwerer Fehler erweisen, nicht wenigstens eine Stufe weiter aufgestiegen zu sein.
Aufstieg innerhalb der Firma oder außerhalb davon?
Nach rund drei Jahren in einem Betrieb darf man mit Fug und Recht annehmen, sämtliche Aspekte des Unternehmens, die Vorgesetzten und Entscheider sowie die Kollegen gut genug zu kennen. Wenn also grundsätzlich die Bereitschaft vorhanden ist, sich beruflich weiterzuentwickeln, dann muss als nächstes die Frage beantwortet werden, wo das geschehen soll.
Sowohl ein Aufstieg innerhalb des Unternehmens (womöglich jedoch in einer anderen Abteilung/Team) als auch außerhalb davon kann verschiedene Vor- und Nachteile ins Feld führen.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, bei Mitarbeitergesprächen Eigeninitiative zu zeigen. Also zu fragen, wie es generell um die Aufstiegschancen im Haus bestellt ist und wie das eigene Standing dabei aussieht. Was dabei herauskommt, sollte mit den eigenen Erfahrungen und Beobachtungen kombiniert werden. Wenn dabei jedoch die folgenden Punkte zu oft bejaht werden, dann spricht das eher dafür, in einem anderen Unternehmen sein Glück zu suchen:
- Es gibt entweder grundsätzlich keine Aufstiegsmöglichkeit im Unternehmen oder es ist klar, dass diese lediglich anderen Kollegen offenstehen.
- Zwar existieren Aufstiegsmöglichkeiten, jedoch wird man selbst diese Position absehbar nur zeitweilig ausfüllen können. Etwa als Krankheits- oder Schwangerschaftsvertretung.
- Das Unternehmen ist wirtschaftlich kein sonderliches Power House, sondern steht mehr oder weniger auf einer Ebene still.
- Es gibt in der obersten Führungsetage nicht genügend Weitblick in Sachen IT – das ist besonders in Firmen von Belang, in denen die IT nur eine Abteilung unter vielen ist.
Naturgemäß sind diesbezüglich pauschale Aussagen schwierig. Doch erneut gilt: Sofern man nicht gerade in einem Unternehmen mit Top-Aufstiegschancen arbeitet, ist es im Zweifelsfall die wahrscheinlich bessere Lösung, sich außerhalb umzusehen.
Die Optionen herausfinden
Was genau möchte ich eigentlich in meinem nächsten Karriereschritt machen? Diese Frage dürfte sich jedem stellen, der seine bisherige Position nach oben verlassen möchte. Grundsätzlich empfiehlt es sich dringend, sich in Stellenanzeigen einen Überblick zu verschaffen, welche Optionen Erfahrenen offenstehen. Die drei wichtigsten dahinterstehenden Prinzipien:
- Ähnliche Aufgaben wie bisher, jedoch in einem deutlich zukunftsträchtigeren Umfeld zu besseren Konditionen und mit mehr Unterstützung „von oben“.
- Ebenfalls eine ähnliche Abteilung, jedoch mit ungleich mehr persönlicher Verantwortung. Beispielsweise als Gruppen- beziehungsweise Teamleiter oder Projektmanager.
- Neue Aufgabenbereiche, die jedoch zwingend dasjenige Berufswissen des bisherigen Jobs erfordern. Etwa Spezialisierungen wie vom „normalen“ Programmierer oder Softwareentwickler zum Softwarearchitekt.
Dabei ist es wirklich gleich, welchen IT-Beruf man erlernt und bislang ausgeübt hat. Fast immer gibt es wenigstens eine dieser drei Optionen. Mitunter existiert sogar noch eine vierte, indem man (ggf. nach Weiterbildungen) einen Quereinstieg versucht.
Den Aufstieg vorbereiten
Einige Kapitel weiter oben schrieben wir „Das soll nicht bedeuten, diese ersten Jahre einfach stur vor sich hin zu arbeiten und nur „Dienst nach Vorschrift“ zu machen.“. Genau diese Denkweise wird wichtig, wenn der Beschluss heranreift, den nächsten Karriereschritt zu tun.
Denn die bisherige Position bietet bei neutraler Betrachtung wahrscheinlich verschiedene Optionen, um seinen Aufstieg nicht nur generell vorzubereiten, sondern aktiv etwas dafür zu tun, um sich dabei gegenüber anderen Bewerbern durchsetzen zu können – egal ob inhouse oder bei anderen Firmen.
Das bedeutet im Klartext, schon auf der bisherigen Stufe der Erfolgsleiter sollte man versuchen, möglichst viel zu tun, um „wertvoller“ und erfahrener zu werden:
- Immer wieder aktiv versuchen, im Rahmen der derzeitigen Verwendung mehr Verantwortung zu übernehmen. Beispielsweise freiwillig melden, um kurzfristig erkrankte Kollegen zu ersetzen.
- Sich innerhalb des Unternehmens mit Kollegen vernetzen, die auf der angestrebten Position arbeiten. Es gilt dabei, ihren reichhaltigen Erfahrungsschatz abzuschöpfen. Doch Vorsicht: Dabei ist ein wenig Fingerspitzengefühl gefragt, damit der Kollege nicht den Eindruck bekommt, man sei darauf aus, ihn zu überflügeln.
- Möglichst umfassend Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen wahrnehmen; eventuell diese sogar für das gesamte Team anstoßen. Nicht vergessen: Bis auf Bayern und Sachsen existiert in jedem Bundesland Anspruch auf Bildungsurlaub – in der Regel fünf Tage jährlich.
- Berufliche Termine und die Freizeit nutzen, um sich jenseits des Unternehmens besser zu vernetzen. Etwa durch Kontakte auf Messen, Tagungen etc.
Das dahinterstehende Prinzip ist simpel: Wer aufsteigen möchte, darf nicht auf seiner beruflichen Ebene stillstehen und dennoch erwarten, er könnte sich „nach oben bewerben“ und würde dann genommen werden. Wer aufsteigen möchte, muss sich bewegen.
Diesbezüglich ist es sogar durchaus probat, Bewerbungen testweise zu versenden, um das eigene Standing herauszufinden. Dabei ist jedoch ein wenig Vorsicht geboten, damit diese Bewerbungen nicht beim bisherigen Arbeitgeber bekannt und völlig falsch interpretiert werden.
Allerdings: Wenn bereits dabei etwas Positives herauskommt, spricht im Prinzip nichts dagegen, die Gelegenheit zu ergreifen. Wer es durch den Bewerbungsprozess schafft, obwohl er vielleicht noch nicht ganz jene drei bis vier Jahre in seiner Position arbeitet, sollte sich gut überlegen, ob er eine solche Option abschlägt. Gerade zu Beginn der Karriere wirken sich kurzfristigere Jobwechsel längst nicht so negativ auf dem Lebenslauf aus wie in späteren Jahren – und manche Chancen sind tatsächlich einmalig.
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